KINX OF NUTHIN`
Solo Exhibition | Alesh One
13.11.-13.12.2020 (Erneut abgesagt wegen Pandemie)
Art Store St. Pauli
Wohlwillstrasse 10
20359 Hamburg

Diese Ausstellung sollte bereits im April 2020 in Barcelona gezeigt werden. Verrückt das ausgerechnet Covid-19 dies verhindert hat. Um so mehr freut es mich, das die "Uraufführung" im Art Store auf St. Pauli statt findet, dem Ort, an dem ich so viel Liebe und Aufmerksamkeit erfahren habe bei meiner letzten Art Show.

Vernissage:
Freitag, der 13.11.2020 | ab 18h

Besichtigung während der Art Store Öffnungszeiten oder nach Vereinbarung.

Die Vernichtung der Menschheit durch den Menschen hat begonnen...´

KUNST IST UNSTERBLICH... So war es bis heute oder, genauer gesagt, bis gestern. Denn mit dem drohenden Verlust der Zukunft für die Menschheit ist auch die bisher gewisse "Unsterblichkeit" der Kunst zum nur noch irrealen Anspruch verkommen.

Bevor entschieden ist, ob wir noch Zukunft haben, wird schon mit Zukunft nicht mehr gerechnet. Die gleiche Hybris, die den Menschen befähigt, sich selbst zu vernichten, droht nun, bevor es Nacht werden könnte, den menschlichen Geist zu verdunkeln, seinen Traum vom besseren Morgen zu löschen und jede Utopie – also auch Ernst Blochs "Prinzip – Hoffnung"* – ins eben jene zu kehren.

Ein Blick auf die Machtverhältnisse in Politik und Wirtschaft zeigt an, daß – wider besseres Wissens – der Raubbau zunimmt, die Vergiftung der Lebenselemente schamlose Rechtfertigung findet und daß das Vernichtungspotential aller Großmächte schon längst jenseits der Wahnsinnsschwelle ins Unzählbare wuchert. Trotz aller Mahnrufe gelingt es keinem Gedanken, politische Gestalt zu gewinnen. Keine Kraft – bei so viel Kraftmeiern – ist bereit und fähig, den schon wirksamen und den bevorstehenden Katastrophen Einhalt zu gebieten. In sinnentleerter Geschäftigkeit .vertagt sich die Verantwortung aller, die Macht haben, von Konferenz zu Konferenz.

Übrig bleiben der von Ohnmachtsanfällen geschwächte Protest und stammelnde Angst, die bald keine Worte mehr finden und in sprachlose Furcht umschlagen wird, weil – dem Nichts gegenüber – kein Laut mehr Sinn gibt.
Ob es den Menschen gelingen kann, von sich abzusehen? Sind sie, die mit Vernunft begabten, gottähnlich schöpferischen, sich ihre Vernichtung immer totaler erfindenden Menschen auch fähig, nein zu sagen zu ihren Erfindungen? Sind sie bereit, Verzicht zu üben gegenüber dem Menschenmöglichen und bescheiden zu werden vor den Resten der zerstörten Natur? Und zuletzt gefragt: Wollen wir, was wir könnten: einander ernähren, bis der Hunger nur noch Legende, das böse Märchen "es war einmal" ist?

Die Antworten auf diese Fragen sind überfällig. Auch ich kann nicht antworten. Doch in meiner Ratlosigkeit weiß ich dennoch, daß Zukunft nur wieder möglich sein wird, wenn wir Antwort finden und tun, was wir als Gäste auf diesem Erdball der Natur und uns schuldig sind, indem wir einander nicht mehr Angst machen, indem wir einander die Angst nehmen, indem wir uns abrüsten bis zur Nacktheit. 
Unsere Gegenwart macht Zukunft fraglich, schließt sie in vielen Bereichen geradezu aus und produziert – da wir vor allem das Produzieren gelernt haben – den einzigen Zuwachs unserer Tage: Armut, Hunger, Verhungernde, verpestete Luft, vergiftete Gewässer, hier vom sauren Regen, dort vom Kahlschlag vernichtete Wälder und sich wie selbsttätig aufstockende Waffenarsenale, die der vielfachen Vernichtung der Menschheit fähig sind.
Kein von den Göttern oder dem einen Gott verhängtes Strafgericht droht uns. Kein Johannes auf Patmos schreibt seine dunklen, den Untergang feiernden Bilder nieder. Kein Buch der "Sieben Siegel" wird uns zum Orakel. Nein, sachlich und unserer Zeit gemäß schlagen zu Buche: Zahlenkolonnen, die den Hungertod bilanzieren, die Statistik der Verelendung, die ökologische Katastrophe zur Tabelle verkürzt, der ausgezählte Wahnsinn, die Apokalypse als Ergebnis eines Geschäftsberichtes. Strittig sind allenfalls noch die Stellen hinterm Komma, nicht mehr der unabweisbare Befund: 

"Die Vernichtung der Menschheit durch die Menschen auf vielfältige Weise hat begonnen..." 

[Günter Grass 1982]